Warum junge Talente Deutschland verlassen – und was Führung jetzt ändern muss

Deutschland hat kein Fachkräfteproblem. Deutschland hat ein Systemproblem.
Schon die Ausbildung bröckelt:
Fast 30 % aller Ausbildungsverträge werden vorzeitig beendet – rund 135.000 pro Jahr. 19 % der Jugendlichen brechen ihre Ausbildung sogar ohne Abschluss ab. Das bedeutet: Jahr für Jahr verlassen etwa 85.000 junge Menschen ihre Ausbildung ohne ein Fundament für ihre berufliche Zukunft.
Und die, die durchhalten? Auch sie bleiben nicht.
Jedes Jahr wandern mehr als 200.000 junge Deutsche ins Ausland ab – im Jahr 2022 waren es sogar 268.000. Das Durchschnittsalter: 35 Jahre. Drei Viertel von ihnen haben einen Hochschulabschluss. Sie nehmen ihr Wissen, ihre Ideen und ihre Innovationskraft mit – nach Zürich, Dubai, Bali oder wo immer sie die Freiheiten finden, die sie hier vermissen.
Wir verlieren also doppelt: Schon beim Einstieg in die Berufswelt – und später, wenn die besten Köpfe eigentlich gestalten könnten.
Die Konsequenz ist klar: Wenn wir unsere Systeme nicht grundlegend verändern, verlieren wir nicht nur Arbeitskräfte, sondern unsere Zukunft.
Fakten im Überblick
Thema | Zahl | Quelle |
---|---|---|
Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge 2022 | 29,5 % (ca. 135.000 Fälle) | BIBB |
Abgebrochene Ausbildungen ohne Abschluss | 19 % (ca. 85.000 Jugendliche/Jahr) | BIBB |
Abwanderung Deutscher 2022 | 268.000 Personen, Ø 35 Jahre alt | Welt |
Hochschulabschluss unter Auswandernden | ca. 75 % | DWN |
Nettoverlust pro Jahr | ca. 50.000 qualifizierte Köpfe | Welt |
Junge Menschen wollen arbeiten – aber anders
Das größte Missverständnis: Ältere Generationen glauben, die Jungen wollen nicht arbeiten. Die Wahrheit: Sie wollen – aber sie wollen es anders.
– Sie wollen frei gestalten.
– Sie wollen eigenständig entscheiden, wann und wie sie arbeiten.
– Sie wollen Sinn in ihrer Arbeit – und gleichzeitig das Leben nicht vergessen.
– Sie wollen Vertrauen statt Kontrolle, Wertschätzung statt Druck.
Diese jungen Menschen sind in einer digital vernetzten Welt aufgewachsen. Sie müssen nicht acht Stunden auf einem Stuhl sitzen, um Leistung zu bringen. Sie denken schneller, vernetzter, flexibler. Und sie haben absolut keinen Bock auf Hierarchien, die auf Angst und Autorität beruhen.
Das Ergebnis: Abwanderung und Frust
Viele junge Talente sagen heute: „In Deutschland finde ich nicht, was ich suche – also gehe ich.“
Die Schweiz, Dubai, Bali – Orte, die mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiheit versprechen. Und was bedeutet das? Wir verlieren nicht nur Fachkräfte. Wir verlieren Gestalter, Innovatoren und Zukunftsträger.
In einem Land mit ohnehin schrumpfenden Jahrgängen ist das nicht nur ein individuelles Drama – es ist ein strategisches Risiko für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft.
Alte Muster funktionieren nicht mehr
Die Haltung „Hat doch bisher auch funktioniert“ ist gefährlich.
Denn: Was gestern funktioniert hat, blockiert heute die Zukunft.
– Starre Systeme passen nicht mehr in eine flexible Welt.
– Kontrollierende Führung zerstört Motivation.
– Hierarchische Strukturen verhindern Kreativität.
Wer glaubt, mit den alten Werkzeugen die neue Generation führen zu können, verpasst nicht nur den Anschluss – er verliert die Basis seines Unternehmens.
Was es jetzt braucht: Neue Führung
Es geht nicht um kosmetische Korrekturen. Es geht um ein radikales Umdenken.
Führung heute heißt:
– Wertschätzung – junge Menschen wirklich sehen.
– Neue Kommunikation – zuhören statt verordnen.
– Selbstreflexion – die eigene Haltung hinterfragen.
– Freiheit und Verantwortung – Rahmen geben, aber Gestaltung ermöglichen.
Nur so entstehen Systeme, die beide Generationen verbinden – die Erfahrung der Älteren und die Kraft der Jüngeren.
Mein Beitrag: Brücke zwischen Alt und Jung
Ich erlebe in meiner Arbeit täglich, wie tief der Graben zwischen den Generationen ist – und wie sehr er sich schließen lässt, wenn wir neu denken. Ich sehe mich als Transmitter zwischen Alt und Jung. Zwischen dem, was war – und dem, was kommt.
In meinen Coachings und Sparringsprozessen helfe ich Unternehmern und Führungskräften, diesen Wandel nicht nur zu verstehen, sondern aktiv zu gestalten. Denn neue Systeme entstehen nicht von allein – sie brauchen mutige Menschen, die vorangehen.
Fazit
Deutschland braucht kein „Weiter so“. Deutschland braucht neue Führung – und zwar jetzt.
Denn die Frage ist nicht, ob wir uns bessere Ausbildung und bessere Arbeit leisten können. Die Frage ist: Können wir es uns leisten, es nicht zu tun?
Wenn Sie Unternehmer oder Führungskraft sind und spüren, dass Ihre Strukturen junge Talente eher abschrecken als anziehen:
Wir finden heraus, wo unbewusste Muster Sie blockieren – und wie Sie neue Wege öffnen, die Ihre Zukunft sichern.

Burga Neckermann
Sie ist Diplom-Betriebswirtin (FH), Unternehmerin, Executive Coach und Sparringspartnerin. Ihr erstes Unternehmen hat sie aus der Idee heraus gegründet, über zwölf Jahre hinweg aufgebaut, erfolgreich geführt – und schließlich verkauft.
Ergänzt durch fundierte Coaching-Ausbildungen unterstützt sie heute Führungspersönlichkeiten und Unternehmer:innen dabei, Klarheit zu gewinnen, mutige Entscheidungen zu treffen und nachhaltig wirksam zu sein.
In diesem Blog teilt sie Impulse, Strategien und persönliche Erfahrungen rund um Leadership, persönliche Entwicklung und unternehmerischen Erfolg – für alle, die ihre Führungsrolle bewusst gestalten und weiter wachsen möchten.